Alles zu den Kindergeschichten rund um Tom den Waldgeist hier
Ich drehte die Packung mit den Kapseln in der Hand. Es war eine weiße Packung auf der dick in Schwarz und auch in Blindenschrift Zeitkapseln stand. Ich hatte sie in meinem Briefkasten zusammen mit einem Zettel gefunden. Darauf stand nur: Zum Ausprobieren! Ich weiß ja, wie sehr dich Zeitreisen interessieren. Ist der Wahnsinn! LG Mike.
Ich hatte die Packung geöffnet und darin einen Blister gefunden. Eine Kapsel fehlte schon. Es gab aber keinen Beipackzettel, vermutlich hatte Mike den nicht wieder zurückgetan. Woher er die wohl hatte? Ich zuckte mit den Schultern. Ich vertraute ihm. Wenn er sie mir gegeben hatte, mussten sie gut sein. Das hatte ich jedenfalls gedacht, bevor ich eine der Kapseln genommen hatte. Jetzt war ich mir nicht mehr so sicher. Wenn ich nur nicht so furchtbar neugierig wäre. Ich hatte natürlich auf eine Zeitreise weit in die Vergangenheit gehofft, ins Mittelalter vielleicht. Stattdessen hatte die Kapsel mich in meine eigene Vergangenheit katapultiert, in meinen Kinderkörper. Ich hoffte zwar immer noch, dass ich weiter zurückreisen könnte, aber für heute hatte ich genug. Morgen würde ich es noch einmal versuchen.
Wieder drehte ich die seltsame Packung in meiner Hand und fragte mich, ob ich wirklich noch eine Kapsel nehmen sollte. Die Erinnerung an die gestrige Episode schnürte mir fortwährend die Kehle zu, aber die Neugier war einfach stärker. Also entnahm ich noch eine, schloss die Augen, legte sie auf meine Zunge und schluckte.
»Wie konntest du das schon wieder tun?«
Während ich mich noch fragte, wo ich diesmal gelandet war, konnte ich die Stimme meines Vaters identifizieren. Er schrie meine Mutter an. »Ich fasse es nicht. Wie dumm muss man eigentlich sein? Bist du denn zu nichts in der Lage?«
Als Nächstes erkannte ich die Stimme meiner Mutter, aber ich konnte ihre Worte nicht verstehen. Ihr Schluchzen übertönte alles. Es war ein Weinen, das fast schon hysterisch klang.
Jetzt wusste ich, wo ich war, oder vielmehr, wann sich diese Szene abgespielt hatte. Es war mein neunter Geburtstag gewesen. Der schlimmste Geburtstag meines Lebens.
Ein neuer Stern
An einem Punkt im Leben
Bricht Dunkelheit herein.
Was würd man dafür geben,
Von Licht erfüllt zu sein.
Einsam und verlassen
Sieht man ein Ende nicht.
Schmerzen wird man hassen,
Glück einfach zerbricht.
Dann plötzlich kommt die Ruh,
Der Friede schleicht sich an.
Zu Ende ist's im Nu,
Stille herrscht sodann.
Die Dunkelheit zieht von ihr,
liegt in den Herzen derer,
die sprachlos stehen hier.
Das Leben ist jetzt leerer.
Doch schau da steht ein Licht
Am Himmelszelte neu.
Die Dunkelheit siegt nicht,
Der Stern hält zu uns treu.